DIE VERGESSENEN

DIE VERGESSENEN waren einst Komponenten einer komplexen Struktur. Damals trugen sie zum Funktionieren eines streng regulierten Ablaufs bei. Jedes einzelne Teil hatte seinen Platz, wurde gewartet, gepflegt und bei Bedarf repariert. Es ging Ihnen gut. Sie hatten eine Aufgabe. Sie gehörten zu einem Ganzen. Dann kam der Wandel. Das Ganze verlor seine Bedeutung und somit wurden auch seine Bestandteile nutzlos. Man begann damit, alles zu zerlegen. Alle Dinge, in denen man Potential für eine anderweitige Verwertung sah, wurden abgebaut und verkauft. Das andere ließ man verkommen. Leere Räume entstanden. Die Kälte zog ein. Die Übriggebliebenen warteten. Sie verstaubten. Sie kannten kein anderes Leben und bewegten sich nicht. Von allein würden sie sich auch nicht bewegen. Sie wussten ja nicht wie. Man hatte es Ihnen nie beigebracht.
Die Zeit stand still, während die Jahre vergingen.

Hin und wieder kam Besuch. Doch sie blieben nicht. Manchmal nahmen sie etwas mit. Einmal kamen welche mit geöffneten Augen. Sie entdeckten, was vor Jahren noch der Stolz von Vielen war. Sie sahen und erkannten das längst Vergesse. Sie interessierten sich für die verlorenen Träume derjenigen, deren Alltag der Maschinerie einen Zweck verlieh. Sie gruben nach alten Seelen und verschmolzen ihre Gedanken mit der Struktur, die für einen Augenblick auf unerwartete Weise blinzelte. Fragmente wurden geborgen. Es entstanden neue Geschichten. Etwas völlig anderes. Sie ordneten sich in einer Weise an, die sie selbst nicht für möglich gehalten hatten. Ein flüchtiger Moment offenbarte die ihnen schon immer innewohnende Kraft.
Bisher hatte es nur noch niemand bemerkt.